Ich grüße alle Schüler und das Lehrerkollegium des Nelly-Sachs-Gymnasiums aus der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn. Ich lebe nun hier im Collegium Albertinum, dem Konvikt für Priesteramtskandidaten des Erzbistums Köln und studiere Theologie an der Universität Bonn.

Wo andere vielleicht noch gezögert hätten, oder sich noch ein Jahr Zeit zur Selbstfindung genommen hätten, stand für mich der nächste Schritt nach dem Abitur schon lange fest. Noch während der heißen Phase der Abiturprüfungen schickte ich meine Bewerbung zur Aufnahme an das Theologenkonvikt in Bonn. Die Würfel zu dem Ansatz, den Weg des Priesters zu gehen, waren für mich aber schon einige Jahre früher gefallen. Also sah ich keinen Grund darin noch zu warten. Und tatsächlich erhielt ich im August 2019 die offizielle Zusage. Gleichzeitig mit dem Eintritt in das Collegium Albertinum begann ich auch das Studium der Theologie an der Universität Bonn, deren Räumlichkeiten sich gerade mal einen Steinwurf weit vom Gebäude des Collegiums befinden. Inzwischen habe ich mich an beiden Orten gut eingelebt.

Für das Lernen an der Universität war zwar eine kleine Umgewöhnung vom Schulalltag nötig, da man gezwungen ist sich viele Dinge eigenständig anzueignen. Doch das breite und interessante Spektrum an Fächern hebt dieses kleine Manko wieder auf. Das Leben im Albertinum selbst bildet, so könnte man sagen, einen Gegenpol zur Universität. Zumindest in der Hinsicht, dass in der Universität die Reifung des Wissensschatzes im Vordergrund steht. Im Albertinum dagegen die Reifung der Spiritualität und der Geistlichkeit. Darunter fallen sowohl die gemeinsamen Gottesdienste, als auch die mehr oder weniger regelmäßigen Gespräche mit den geistlichen Begleitern, anderen Albertinern in höheren Semestern und der Austausch untereinander. Sprich, mit denen, mit denen man gemeinsam begonnen hat. Die Gebets- und Messzeiten, nicht zu vergessen die Mahlzeiten, verleihen den Tagen einen geordneten Rhythmus und helfen sehr dabei sich an diesem doch zunächst fremden Ort einzufinden und einzuleben.

Das Foto, welches ich diesem Artikel beigefügt habe wurde im Rahmen der Feier der Institutio, der Beauftragung, aufgenommen. Bei dieser Feier werden diejenigen, die im Albertinum neu anfangen, in diesem Jahr vier, zum Lektor und diejenigen, die im fünften Jahr sind, zum Akolythen beauftragt. In diesem Moment überreicht Weihbischof Schwaderlapp mir symbolisch das Lektionar mit dem Auftrag: Das Wort Gottes treu und vernehmlich vorzutragen, damit es in den Herzen der Menschen seine ganze Kraft entfalte. Die Beauftragung zum Lektor mag vielleicht nur ein kleiner Schritt auf dem Weg des Priestertums gewesen sein.

Doch ich habe diesen Weg nun angetreten und bin willig ihm weiter zu folgen um zu sehen wohin er mich führen wird. Ich habe diese Entscheidung mit ganzem Herzen getroffen und kann daher nicht anders als überzeugt zu sein, dass Gott mich dabei begleiten und unterstützen wird. Und diese Botschaft möchte ich, gewissermaßen als ersten Akt meines neuen Amtes, an die aktiven und ehemaligen Schüler dieser Schule weitergeben. Habt Mut eurem Herzen zu folgen, auch wenn dieser Weg wenig vielversprechend und steinig aussieht.

Letztlich hängt unser Leben und was wir daraus machen nur von uns allein ab. Und solltet ihr dennoch Angst vor dem nächsten Schritt haben, dann erinnert euch an folgendes: Wie groß die Schwierigkeiten vor euch auch sein mögen, sie sind niemals so groß wie Gott, der immer hinter euch steht!

Euer Hagen

Hagen Kiener

Abitur2018